! ABGESAGT ! Kabaka Pyramid »On Tour 2024«

Mi, 16. Okt 2024

19:00 Uhr

@↧Wanne+⛱, concerts

FLUCC Statement zur Absage des Konzerts von Kabaka Pyramid am 16.10.24 in der Flucc Wanne

Das für heute geplante Konzert von Kabaka Pyramid wird nicht im Flucc stattfinden. Angesichts der uns zugetragenen und veröffentlichten Kritik an Aussagen bzw. via Social Media verbreiteten Inhalten des Künstlers haben wir uns nach vielen Gesprächen und Diskussionen dazu entschlossen den Auftritt von Seiten des Flucc abzusagen.

Die im Raum stehenden Vorwürfe beruhen auf der Recherche der Plattform “Artists against Antisemitism”, welche in einem offenen Brief sämtliche Konzertlocations der Tour von Kabaka Pyramid kontaktiert bzw. verlinkt hat. Besonderes Aufsehen haben dabei Aussagen des Künstlers erregt, welche die Erzählung einer vermeintlich jüdischen Verschwörung bzw. Weltherrschaft andeuten. Die Innsbrucker p.m.k. (wo ebenfalls ein Konzert angesetzt war) hatte den Künstler in Folge um ein Statement gebeten. In jenem hatte Kabaka Pyramid für unsere Ansprüche zu wenig klare Worte gefunden, um sich von seinen antisemitischen Narrativen zu distanzieren und von seiner politischen Klarheit in diesem Themenkomplex zu überzeugen.

Auch wenn diese Aussagen teils in privaten Nachrichten und nicht in öffentlichen Positionierungen gefallen sind, ist es für uns, als Location mit klaren Prinzipien in Bezug auf unsere Rolle als Safer Space bzw. diskriminierungsarmer Raum für Communities aller Backgrounds, von enormer Wichtigkeit gewissenhaft mit der Verantwortung von Bühnenpräsenz umzugehen. Wir können nicht immer und bei jeder Person zu 100% sicher sein, was er:sie für Messages bei einem Auftritt verbreitet. In diesem Fall und mit diesen Hinweisen sahen wir uns aber in der Verantwortung, das Risiko nicht einzugehen, dass für uns nicht vertretbare Werte womöglich eine Bühne bekommen.

Entscheidungen wie diese sind für eine Venue nie leicht. Erst recht nicht, wenn sie innerhalb von 2 Tagen fallen müssen, unter dem Druck der öffentlichen Beobachtung, auf inhaltlich komplexem Terrain und hoch emotionalisierten Diskursebenen. Es sind unzählige Gedanken, Diskussionen, Telefonate und schlaflose Nächte, die Statements wie diesen vorangehen.

Natürlich gibt es klare Grenzen, die offensichtlich gezogen werden müssen, wenn politische oder moralische Prinzipien nicht unseren formulierten Zielen oder der Hausordnung entsprechen. Es ist uns aber an diesem Punkt wichtig zu betonen, dass es eigentlich unserer Herangehensweise entsprechen würde, in solchen Momenten den Raum für Diskurs zu öffnen statt das bloße “Canceln” als Antwort zu formulieren. Wir wünschen uns als offenes Kulturzentrum auch als Plattform zu dienen, um Diskurse weiterzuentwickeln oder in diesem Fall beispielsweise den Austausch zwischen Artist und Publikum bzw. Öffentlichkeit zu ermöglichen. Die knappe Reaktionszeit hat es uns diesmal aber nicht erlaubt, sich dem Konflikt mit einem wohl überlegten Konzept und professioneller Begleitung zu nähern. Wir arbeiten bereits an Ideen, wie dieser Fall einerseits und mögliche weitere Fälle andererseits in Zukunft zu konstruktiven Diskursen weiterentwickelt werden können.

Zu guter Letzt wollen wir hervorheben, dass es bei unserer Entscheidung nicht darum geht, Artists zu benachteiligen, die sich politisch engagieren und positionieren. Die Kunst und Kultur lebt von gesellschaftlichen Auseinandersetzungen und auch wir versuchen ein Ort des politischen Bewusstseins zu sein, der inmitten der Stadt und Gesellschaft existiert und jene durch Aktivität beeinflussen kann. Wir wissen es zu schätzen, wenn Künstler:innen sich für Gerechtigkeit einsetzen und ihre Popularität dafür nutzen.
Auch wir leiden unter den täglichen Nachrichten und Bildern, die uns aus Palästina und Israel erreichen. Der einjährige Krieg hat außer Tod, Leid und Zerstörung nichts und niemanden etwas gebracht. Weder der Unabhängigkeit der palästinensischen Bevölkerung, noch den israelischen Geiseln oder der Sicherheit von Jüd:innen. Diese Hölle auf Erden muss ein Ende haben. Und es überrascht deshalb nicht, dass die Diskurse auch in unseren Breiten emotional und hitzig geführt werden.

Irgendwo in diesem Dschungel aus kaum begreiflichen Bildern und Informationen, Propaganda, akademisierten Debatten, Wut und Resignation versuchen wir unseren Grundsätzen treu zu bleiben und weiterhin möglichst allen als Raum zur Verfügung zu stehen, die ihn am besten gebrauchen können. Dafür müssen manchmal auch Entscheidungen des Ausschlusses getroffen werden.

Wir entschuldigen uns bei allen Konzertgästen, die sich bereits Tickets gekauft haben und auch bei allen Beteiligten der Tour für die entstandenen Unannehmlichkeiten! Die Tickets können an den jeweiligen VVK Stellen zurückgegeben werden und Ticket-Käufer:innen erhalten ihr Geld zurück.