destajoakkordarbeit_CRAFT_foto.by.RoyMeuwissen

In der Kubatur des Kabinetts - CRAFT

Do, 05. Dez 2024

19:00 Uhr

@Billboards, ↧Wanne

DAY LABORER

Der Begriff „Day Laborer“, übersetzt mit "Tagelöhner" wird weitgehend mit Menschen in Verbindung gebracht, die aufgrund von Arbeitslosigkeit, ihres Einwanderungsstatus, ihrer Herkunft oder ihres Geschlechts gezwungen sind, für einen Tag eine unterbezahlte und sozial nicht abgesicherte Arbeit anzunehmen. Traditionell wählen Arbeitgeber:innen an bestimmten inoffiziellen Orten Tagelöhner:innen aus und bringen sie zum Arbeitsplatz, genannt „Arbeiterstrich“. Dieses Arbeitsmodell erscheint eine vergangene Praxis zu sein, die sowohl Angebot als auch Nachfrage nach Arbeitskräften abdeckt. Doch gegenwärtig sind "Mini-Jobs", "projektbezogene Jobs" oder "fallweise beschäftigt" bezeichnend für diese Art der Erwerbstätigkeit. Dieses Konzept begünstigt den Gewinn der Arbeitgeber:innen, lassenjedoch die Arbeitnehmer:innen ohne zusätzliche Leistungen wie soziale Sicherheit zurück. Fehlende Aufstiegsmöglichkeiten, sich ständig wiederholende Aufgaben oder physisch anstrengende Tätigkeiten bei relativ niedrige Löhne verlangt eine extreme Kurzfristigkeit. Das Tagelöhner-Konzept hatte Einfluss auf weitere Arbeitsmodelle.

Das DAY LABORER-Projekt verbindet die Reflexionen von vier künstlerischen Positionen, wobei Rückschritte des Arbeiter:innenrechts, Arbeitsbedingungen in Zeiten des Spätkapitalismus und die Rückkehr rechter Politik diskutiert werden, wobei die Verletzlichkeit von Kulturschaffenden eine besondere Bedeutung hat.

Künstlerische Beiträge

Die Wandmalerei und Vermittlungskonzept des Kollektivs CRAFT, das sind Oscar Cueto (MX/AT) und Manuela Picallo Gil (AT/ES) sind im Dialog mit den weitere künstlerischen Positionen: Guadalupe Aldrete (MX/DE) wird ein installatives und performatives Werk präsentieren, das die autobiografische Geschichte ihres Vaters und seine Bedingung als migrantischer Arbeiter im Kontext der Ölindustrie in Kalifornien/USA erforscht. Die performative Installation von Marko Marković (HR) bezieht sich auf die Hybride der Arbeiterklasse innerhalb der Arbeitsbedingungen, die auf den kapitalistischen Konstruktionen und den jüngsten Veränderungen auf der politischen Bühne in Europa basieren. Zu diesem Anlass wird Marković die Erscheinung der Machtmanifestation aus der proletarischen Erfahrung im Kontext der Gegenwart inszenieren. Die Videoarbeit von Raphael Reichl (AT) spricht über Zeitarbeit als Lebensform, über eine schwebende, wandernde Bevölkerung oder ohne Zugang zu festen Arbeitsplätzen; und die Widersprüche in der wohlwollenden Art und Weise, wie sich die Unternehmen, die diese Arbeitsplätze anbieten, als Arbeitsgeber darstellen. Bei DAY LABORER werden die vier künstlerischen Positionen und das Publikum gleichermaßen in Überlegungen eintauchen, die uns alle betreffen: Arbeit und Alltag.

Bios

CRAFT ist ein Kunstkollektiv, das seine Reflexion auf die Praxis der Kunst als Beruf und Arbeit konzentriert, ihre kollektive Autorschaft, gesellschaftliche Funktion, die Bedingungen ihrer Arbeiter:innen, ihre Beziehung zu Spiel- oder Freizeitaktivitäten, die Transformation von Materie innerhalb von Arbeitsprozessen, und die konstruierte Unterscheidung zwischen Kunst und Handwerk, Original und Kopie.

Guadalupe Aldrete (MX/DE) konzentriert sich in ihrer Arbeit auf die Erforschung von Methoden, mit denen sie Momente aus ihrer Vergangenheit und Gegenwart aufschlüsseln und festhalten kann. In ihren Arbeiten geht es nicht nur um sie selbst, sondern um Themen, die größere Gruppen von Menschen betreffen. Aufgrund dieser auto-ethnografischen Forschung (ein kontinuierlicher Prozess der Selbstbeobachtung) entstehen ihre Werke nicht als isolierte Stücke, sondern als Teil eines ganzheitlichen Produktionsprozesses. Dabei setzt die Künstlerin ihren Körper als Experimentierfeld, als Probe und Werkzeug ein.

Marko Marković (HR) ist ein Performance-Künstler, der in seiner Arbeit politische und soziale Strukturen kritisch reflektiert. Sein künstlerisches Interesse gilt vor allem Prozessen der Transformation zwischen Individuum und Gesellschaft. Seine Arbeiten reflektieren den Alltag und erforschen das Verhältnis zwischen Unter- und Überlegenheit sowie die Position der Macht in verschiedenen geopolitischen Systemen. Marković erforscht Fragen der Identität und des Körpers als Instrument des Ausdrucks und des Experimentierens. Oft bezieht er das Publikum in seine Arbeit ein und arbeitet mit Menschen aus verschiedenen sozialen und beruflichen Bereichen zusammen.

Raphael Reichl (AT) ist er bestrebt, die offiziellen Narrative und deren Wahrnehmung zu hinterfragen, wann immer er sich mit den existenziellen Konflikten der Menschen und ihren realen Lebenssituationen auseinandersetzt. Einen ähnlich reflexiven Ansatz verfolgt er auch in seiner Arbeit mit kreativen Medien, sei es analoger Film, ein Blatt Papier oder die Umsetzung einer Videoinstallation. Auf der Basis dokumentarischer Herangehensweisen beschäftigt sich Reichl mit Themen der Digitalisierung, Ökologie oder der prekären Arbeit.